Was ist Trauer?

Wir wissen um die Endlichkeit des irdischen Lebens.
Und doch fällt es uns schwer, die Realität zu akzeptieren, wenn ein Mensch stirbt, der uns ans Herz gewachsen ist.

Das hätte für unsere Psyche nachweislich ernste Folgen, wenn es nicht einen Weg gäbe, die Situation nach und nach zu bewältigen: den Weg der Trauer. Mit ihr verarbeiten wir den schwersten aller denkbaren Verluste, den Verlust eines geliebten Menschen.

Trauer und Tränen, das sind für uns lebensnotwendige Reaktionen, um den Weg in das eigene Leben zurückzufinden. Statt in Fassungslosigkeit zu verharren, werden wir aktiv: Wir denken an den Menschen, der uns lieb war, ehren ihn mit symbolischen Handlungen und lernen, ihn in unserer Erinnerung zu bewahren und den Verlust auf diese Weise besser zu ertragen. Trauerarbeit braucht immer ihre Zeit, und oft zehrt sie an Körper und Seele. Und doch ist sie gleichzeitig eine unverzichtbare Quelle für die eigene Lebenskraft.

Eine Definition von Trauer

Wie viele Phänomene unseres Lebens ist auch die Trauer Gegenstand der Forschung: „Trauer ist regelmäßig die Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder einer an ihre Stelle gerückten Abstraktion wie Vaterland, Freiheit, ein Ideal usw.“ (Sigmund Freud)

„Regelmäßig“ bedeutet, dass Trauer eine normale, natürliche und verständliche Reaktion ist. Sie ist keine Krankheit, sondern eine angemessene Antwort auf den erlittenen Verlust. Das Ausbleiben von Trauer hingegen wäre befremdlich.
Trauer und Trauerreaktionen treten also in einem Todesfall auf, aber auch am Ende einer Beziehung oder zum Beispiel bei Kindern bei Verlust des geliebten Kuscheltieres.

Trauern ist kein passiver Prozess, sondern setzt aktives psychisches Handeln voraus.

Zu trauern ist unter Umständen sehr harte Arbeit, die geleistet werden muss, damit Trauer gelingt. Ein Trauernder ist von tiefem Schmerz zunächst überwältigt, zieht sein Interesse von der Außenwelt ab und ist in seinem Leistungsvermögen eingeschränkt. Möglicherweise kann er seinen gewohnten Tätigkeiten und Interessen nicht nachgehen. Neue Beziehungen zu knüpfen ist geraume Zeit nicht möglich.
Die Aufgabe des Trauernden besteht darin, seine ständige Aufmerksamkeit von dem Verlorenen zu lösen. Ziel der Trauerarbeit ist es, die Verbindung zum Verstorbenen zu ändern, jedoch nicht sie zu lösen. Die Beziehung zum Verstorbenen bleibt immer bestehen: Es ist ein Vorgang des Neuaufbaus und der Weiterführung einer anderen Art der Beziehung, somit endet Trauer gewissermaßen nie.

„Man weiß, dass die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt, und wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes. Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen, die man ja nicht aufgeben will.“ (S. Freud)

 

Die Bindungstheorie besagt, dass alle Menschen von starken Gefühlen getragene Beziehungen zu anderen Menschen herstellen. Sie macht daher die Gefühlsreaktionen verständlich, die immer dann eintreten, wenn eine Bindung gefährdet oder zerbrochen ist. Bindungsverhalten ist grundsätzlich normal - sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene.

Die Intensität der Reaktionen ist stärker, desto tiefer und bedeutsamer die Bindung war.

Verlieren wir einen geliebten Menschen, spüren wir, wie sehr unser Glück von unseren Mitmenschen abhängig ist. Es ist eine Fülle von Bindungen entstanden: Beispielsweise sind Ehepartner auch Gesprächspartner, (Spiel-)Kameraden, Freunde und Geliebte. Sie teilen Hobbies und Interessen, haben gemeinsame Freunde, unterstützen einander in schweren Zeiten, streiten und vertragen sich wieder. Stirbt einer von beiden, gehen Bindungen und Gefühle ins Leere bzw. bleiben unbeantwortet.
Das Selbst- und Weltverständnis, das an Beziehung und Bindung orientiert war, ist entwurzelt. Der Trauernde spürt nun, wie sehr seine Impulse auf den anderen Menschen ausgerichtet waren. Die Aufgabe besteht nun darin, die Bindungen zurückzunehmen; das Beziehungs- oder Bindungsselbst muss sich zu seinem individuellen Selbst zurück entwickeln.

Trauer erfasst den Menschen in all seinen Dimensionen: körperlich, gefühlsmäßig, verhaltensbezogen und das Denken betreffend. Keine dieser Dimensionen ist als krankhafte Trauer zu werten, jedoch können alle durch Intensität oder Dauer zu einer pathologischen Trauer werden.

Obwohl Trauer eine der vielleicht individuellsten Empfindungen eines Menschen ist, gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen Trauernden, die in Modellen erfasst werden.

So gibt es zum Beispiel Trauerphasen. Die Kenntnis dieser kann helfen, die eigene Trauer zu verstehen und andere zu unterstützen. Die Trauerphasen bauen nicht wie dargestellt streng aufeinander auf und ein Fortschreiten ist ebenso vorstellbar wie ein Zurückfallen:

1. Phase des Nicht-wahr-haben-wollen

Die Aufgabe besteht hier darin, den Verlust als Realität zu verstehen. Hilfreich kann es hier sein eine offene Aufbahrung zu machen, Briefe an den Verstorbenen zur Beigabe in den Sarg zu schreiben, an Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.

2. Phase der aufrechnenden Gefühle

Es ist hier entscheidend, dass alle Gefühle zugelassen werden, Zorn genauso wie Liebe, Angst wie auch Hoffnung, Freude wie Traurigkeit. Man muss diese Gefühle selber zu lassen und das Umfeld muss sie akzeptieren.

3. Phase des Suchens-und-sich-trennen

Es geht nun darum, ohne den Verstorbenen leben zu können. Man muss neue Aufgaben wahrnehmen oder sich der Hilfe anderer bedienen. Hilfestellung in rechtlichen oder finanziellen Fragen sind wichtig, ebenso wie Haushaltshilfen, um geregelt nach und nach mehr Aufgaben zu übernehmen und nicht von heute auf morgen von einem Berg an Aufgaben übermannt zu werden.

4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs

Der Verstorbene nimmt eine neue Rolle im Leben der Hinterbliebenen an. Diese sind dazu in der Lage neue Bindungen aufzubauen.

 

Wie die Phasen ablaufen wird durch viele Faktoren beeinflusst:

  • Todesumstände (langsam durch Krankheit, plötzlich durch Herzinfarkt, Unfall, Suizid, Tötung)
  • die Art der Bindung (Liebesbeziehung, Eltern-Kind, Verwandtschaft, Freundschaft)
  • Frühere Trauererfahrungen (hat man schon einmal eine Trauerarbeit „abgeschlossen“?
  • Eigene Persönlichkeit (wie ist der eigene Charakter?)
  • Körperliche/Gesundheitliche Zustand (ist man anfällig dafür, dass sich z.B. Stress in körperlichen Erscheinungen äußert?)
  • Soziale Merkmale und Reaktionen des Umfelds (erfährt man Hilfe und Verständnis, grenzt man sich selber aus oder wird ausgegrenzt?)
  • Religion und Philosophie (findet man Kraft in seinem Glauben und in seinen Überzeugungen?)
  • Berufliche und persönliche Belastungen (hat man Zeit zu trauern oder ist man so an- und eingespannt, dass man eher verdrängt?)

Wer trauert? Prinzipiell jeder!

Es trauert jeder, der jemanden oder auch etwas verloren hat (Eine Definition von Trauer). Doch ist auch jeder dazu in der Lage zu trauern? Es gibt sicherlich einzelne (psychische) Erkrankungen, die es nicht zu lassen (Trauer-)Gefühle zu empfinden. Sonst trauert jeder, der die Konzepte des Todesverständnisses erfasst:
 

Zeit: Der Zustand des Todes besteht für immer.

Transformation: Durch das Sterben gibt es eine Umwandlung von lebendig zu nicht lebendig.

Unumkehrbarkeit: Die Transformation kann nur in eine Richtung stattfinden.

Kausalität: Die Todesursache wird verstanden. (vgl. magisches Denken im Folgenden)

Universalität: Der Tod betrifft alle Menschen, aber auch Tiere und andere Lebewesen.

 

Definiert man Trauer bereits durch das Empfinden von Trennungsschmerz, so trauern bereits Säuglinge, wenn ein Elternteil stirbt und somit fehlt. Dieser Kummer als Form von Trauer setzt voraus, dass ein Kind ein inneres Bild von einem Objekt oder einer Person hat, auch wenn diese sich nicht in seinem direkten Umfeld befinden. Die Personenpermanenz (vor dem 8. Monat) beginnt sich vor der Objektpermanenz (8.-10. Monat) zu entwickeln, ist jedoch auch erst später vollständig ausgeprägt (2. Lebensjahr).

Versteht man diesen Trennungsschmerz nicht als Trauer, so setzt Trauern das obige Todesverständnis voraus. Diese Definition benötigt man sicherlich bei einer weniger engen Bindung z.B. zu den Großeltern oder anderen Verwandten, bei der es nicht zu einem direkten Trennungsschmerz kommt.

Sachbücher und Ratgeber

Geschichten, die das Leben erzählt, weil der Tod sie geschrieben hat
von Mechthild Schroeter-Rupieper

„Wie halten Sie das aus, die ganze Traurigkeit, in Ihrem Job?“, wird die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter- Rupieper oft gefragt. Dabei geht es oft sehr fröhlich zu in ihrer Arbeit, auch wenn die Trauer deshalb nicht wegzudenken ist. Und das zeigt sie in diesen lustigen und traurigen, tiefen und alltäglichen, schönen und manchmal skurrilen Geschichten aus ihrem ganz normalen Arbeitsalltag. „Leben und Tod, Lachen und Weinen gehören einfach zusammen“, sagt sie. Und daher können diese Erfahrungen helfen, dem Tod wieder einen Platz in unserem Leben zu geben. „Ein buntes und tiefes Buch über das Leben und den Tod und dass das eine ohne das andere nicht zu haben ist“

Bis zuletzt an deiner Seite: Begleitung und Pflege schwerkranker und sterbender Menschen
Monika Specht-Tomann und Doris Tropper

Cover des Buches: Bis zuletzt an deiner Seite: Begleitung und Pflege schwerkranker und sterbender Menschen

Was geht mit und in einem Sterbenden vor? Wie können Angehörige eine Sterbebegleitung leisten, die beiden Seiten gut tut? Viele Fragen und Unsicherheiten tauchen auf, wenn Menschen in die Grenzsituationen ihres Lebens kommen. Abschied nehmen ist schwer, für den, der geht, genauso wie für den, der bleibt.
Dieses Buch hilft, das Tabu des Todes zu brechen und auf gute Weise Abschied zu nehmen. Ein sehr persönlich geschriebener Ratgeber.

Mit der Trauer leben
von Herbert Scheuring

Dieses Buch beschreibt, wie die Trauer das Leben verändert und wie es gelingen kann, mit der Trauer zu leben. Es stellt unterschiedliche Personen vor, die darüber berichten, was sie belastet und was ihnen geholfen hat. Die Trauer um einen geliebten Menschen tut weh. Wie verarbeitet man diesen Verlust? Jeder auf seine Weise. Davon erzählen die 28 Geschichten in diesem Buch.

Das erste Trauerjahr
von Eva Terhorst

Stirbt ein geliebter Mensch, trifft dies nahe Hinterbliebene mit unvorstellbarer Wucht. Das erste Trauerjahr ist für sie eine unendlich schmerzhafte Zeit. Die erfahrene Trauerbegleiterin Eva Terhorst hat selbst den Verlust und die Trauer über den Tod zweier ihr nahestehenden Menschen erlebt. Sie weiß, was Betroffenen hilft, das erste Trauerjahr zu ver- und überstehen. Sie beschreibt, was in dem ersten Jahr auf Trauernde zukommt, was sie brauchen, was sie für sich tun und worauf sie setzen können. Mit zahlreichen Tipps, Übungen und Audio-Links zu geführten Imaginationen.

Über den Tod und das Leben danach
von Elisabeth Kübler-Ross

Die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross vermittelt in ihrem Bestseller ein klares Bild davon, was jeden von uns nach dem Ablegen des irdischen Körpers erwartet. Das Buch gibt dem Bewusstsein der heutigen Menschheit viele neue Denkanstöße, beweist die Autorin doch überzeugend und einfühlsam, dass es ein Leben nach dem Tod tatsächlich gibt. Ihre Worte spenden Trost und Hoffnung, Vertrauen und Liebe. Sie geben praktische und seelische Hilfe und lehren uns, dass jedes noch so leidvolle Schicksal eine Botschaft für uns hat und uns eine neue Chance zum Wachstum bietet.

Trauern – Phasen und Chancen des psychischen Prozesses
von Verena Kast

Trauer ist ein natürlicher Weg der Psyche, den tödlichen Verlust einer Beziehung zu verarbeiten und zu überwinden. Verena Kast hilft Trauernden, sich im Chaos der Gefühle zurechtzufinden und zeigt ihnen eine Perspektive, wie sie den Verlust des geliebten Menschen schließlich überwinden können.

Wann und wie trauern Kinder und Jugendliche?

Reportage für Kinder - Checker Tobi

Checker Tobi setzt sich kindgerecht mit vielen alltäglichen, (natur-) wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Themen auseinander - auch mit Tod und Sterben.

Trauer und Todesverständnis von Kindern und Jugendlichen

Das Todesverständnis entwickelt sich in verschiedenen Lebensphasen, ist individuell unterschiedlich und wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Trotzdem kann man einige alterstypische Stadien der kindlichen Trauer erfassen, ehe das Todesverständnis und damit die Trauerreaktion mit der von Erwachsenen nahezu identisch ist.

Säuglinge bis zum 8. Monat

Säuglinge können ihre Mutter vermutlich nicht eindeutig identifizieren, sie anhand des Geruchs aber durchaus von Fremden abgrenzen. Der Tod der Mutter wird wahrscheinlich als Abwesenheit wahrgenommen. Neue Gerüche und Stimmen führen zum Empfinden von Unbehagen, das sich durch Weinen, Protest und Reizbarkeit oder Änderungen im Ess- und Schlafverhalten äußern kann.

Kleinkinder bis zum 2. Lebensjahr

Verlassen zu werden ist die zentrale Angst. Da es kein Zeitempfinden gibt, kann auch eine vorübergehende Abwesenheit starke Reaktionen hervorrufen. Der Tod ist dann natürlich das Extrem des Verlassenwerdens.

Zwei- bis Fünfjährige

Der Tod wird meist als umkehrbar verstanden. Die Vorstellung eines Schlafes ist verbreitet. Möglicherweise essen die Verstorbenen auch weiterhin und erscheinen eines Tages wieder. Sollte das Verständnis der Unumkehrbarkeit eintreten, werden oft die Gefühle nicht nach außen gezeigt, jedoch im Spiel umgesetzt. Es herrscht ein „magisches Denken“: Die Kinder glauben einerseits, das ein Handeln von ihnen zum Tod geführt hat und versprechen sich andererseits, dass sie, wenn sie z.B. nun besonders brav sind den Verstorbenen aufwecken.

Sechs- bis Neunjährige

Der Tod wird als endgültig verstanden. Trauerschmerz, Sehnsucht, Deprimiertsein, Schuldgefühle, Angst können empfunden, aber auch verborgen, verleugnet oder verdrängt werden. Oft werden ängstliche und schmerzliche Gefühle durch Aggressivität und Aufsässigkeit überlagert. Obwohl das Magische Denken im Alltag dieses Entwicklungsstadiums keine Rolle mehr spielt, tritt es in Krisensituationen wie einem Todesfall wieder auf. Es verstärkt sich dann sogar dahingehend, da der Tod oft in seiner Universalität verstanden wird und die Kinder somit Angst vor weiteren Verlusten haben.

Zehn- bis Zwölfjährige

Das Todesverständnis ähnelt dem eines Erwachsenen nun immer stärker. Die Kinder verstehen die Auswirkungen auf das Familiengefüge, den Alltag und sich selbst. Kinder machen sich Vorstellungen über ein Jenseits, aber auch darüber, dass auch andere und sie selbst einst sterben werden.
Es kommt oftmals zu bewusster Unterdrückung oder unbewusster Verdrängung, um sich nicht mit den schmerzlichen Gefühlen befassen zu müssen. Trauergefühle werden oft als Schwäche wahrgenommen, weshalb sie nicht gezeigt werden und die Kinder apathisch wirken. Scheinbar unbedeutende Ereignisse können jedoch dazu führen, dass Trauerreaktionen auftreten.

Jugendliche

Die Zeit der Pubertät ist ohnehin von zahlreichen Gefühlen und Veränderungen geprägt, daher wirken sich Trauerreaktionen hier potentiell besonders stark aus. Häufiges Streiten mit der Famile und Ablösen von den Eltern birgt das Risiko, dass manches unerledigt und zwischen den Hinterbliebenen und dem Verstorbenen stehen bleibt. Starke Schuldgefühle sowie Gefühle der Sinn- und Hoffnungslosigkeit, die möglicherweise bereits bestanden, sind nun von besonderer Intensität.

Diese Darstellung ist selbstverständlich einzuschränken. Die Erziehung, die Kultur und besonders der Umgang in der konkreten Situation haben einen starken Einfluss auf die Trauer von Menschen.
Daher ist zu sagen, dass Kinder unbedingt in der Zeit der Trauer unterstützt werden sollten - durch Eltern oder wichtige Bezugspersonen und sollte dies nicht reichen, oder niemand dazu in der Lage sein, durch professionelle Hilfe.
Kinder sollten in jedem Fall schnell und ehrlich, jedoch altersgerecht über den Tod und ggf. vorangegangene Erkrankungen oder einen Unfall informiert werden. Formulierungen wie „Schlafen“, „letzte Reise“ oder „ist im Himmel“ sorgen für Verwirrung, fördern die Verleugnung und sind somit unbedingt zu unterlassen. Das Thema sollte mit Begriffen wie „Tod“ und „Sterben“ besprochen werden. Kinder sollten sich verabschieden können, nach Möglichkeit bereits bei einer Erkrankung vorab, wenn die Zeit es ermöglicht, am Sterbebett. Später ist den Kindern auf jeden Fall eine Verabschiedung vom Verstorbenen am Sarg anzubieten. Die Bedenken und Ängste von Erwachsenen liegen bei Kindern nicht vor und sie gehen unbedarft „an die Sache“ heran. Kinder sollen neutral informiert werden, was sie erwartet und ihre Entscheidung dann selber treffen. Die Teilnahme an der Trauerfeier und Beisetzung ist allgemein hin sehr wichtig und förderlich für den Trauerprozess.

Kinder sollen ihre Gefühle zeigen dürfen und nicht sofort gemaßregelt werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie nach einem sehr traurigen Moment sofort wieder spielen. Ein Herumlaufen bei der Trauerfeier darf sein! Beschimpfungen, das Vergessen von Pflichten (wie Hausaufgaben) müssen natürlich irgendwann thematisiert werden.
Die eigenen Gefühle sollten dem Kind gezeigt werden; keinem ist geholfen, wenn die Erwachsenen künstlich stark wirken wollen. Kinder lernen auch, indem sie das Verhalten anderer sehen und erkennen.
Es soll über den Verstorbenen gesprochen werden. Kreativität wie das Malen von Bildern oder das Schreiben von Briefen ist hilfreich. Ein Fotoalbum kann angelegt werden.
Insgesamt helfen feste Strukturen im Alltag, aber auch ein wöchentlicher Gang zum Grab oder andere Rituale.

Aufgaben die der Verstorbene hatte, z.B. das Fahren zum Sport, die Hilfe bei Hausaufgaben, das Schmieren des Pausenbrotes und vieles mehr, müssen übernommen werden und nach und nach an die Kinder selber abgegeben werden.
Der Verstorbene wird idealisiert, schlechte Erfahrungen und Eigenschaften werden verdrängt und nicht mehr wahrgenommen. Kinder identifizieren sich und übernehmen Eigenschaften und Aufgaben des Verstorbenen. Beides sollte zugelassen werden, mindert sich mit der Zeit jedoch wieder, was ebenfalls zugelassen werden muss.

Etwa nach sechs Monaten kann man damit rechnen, dass ein Gedenken an den Verstorbenen sich nach und nach aufhellt und Gefühle der Dankbarkeit und Freude nach und nach überwiegen.

Bücher für Kinder

Kinder trauern anders als Erwachsene. Entsprechend gibt es auch besonders für Kinder geeignete Bücher, damit sich Eltern und Großeltern in angemessener Weise mit den Kindern den Themen Tod und Trauer nähern können.

Was passiert mit Hilde Mück?
von Susanna Maibaum und Kirsten Vollmer

Im hohen Alter kommt Hilde Mück friedlich zum Ziel ihrer Lebensreise: Sie war Oma und Mutter, Ehefrau und Familienmittelpunkt.

In kindgerechter Sprache erzählen die Autorin Susanna Maibaum und die Zeichnerin Kirsten Vollmer die Geschichte ihres Sterbens, des Abschieds, der Trauerfeier und der Beerdigung. Idealtypisch wird ein würdevolles Sterben im Kreise der Familie nachgezeichnet. Gleichzeitigt vermittelt das Kinderbuch Wissen über die letzten Dinge: Was ist ein Bestattungswagen, was bedeutet Verbrennung, was leistet ein Bestatter?

Wie kommt der große Opa in die kleine Urne?
von Helene Düperthal und Daniele Veit

Tim ist traurig. Sein Opa ist gestorben. Am Samstag ist Urnen-Beisetzung. Urnenbeisetzung? Was ist das? Er ist ratlos und traurig. Da taucht mit einem Mal die Bärin Leila auf. Sie nimmt ihn ernst und macht sich für ihn auf den Weg. Sie will es wissen: Wie kommt der große Mensch in die kleine Urne? Eingebettet in eine liebevoll gestaltete Geschichte, wird Kindern das schwierige Thema der Urnenbeisetzung anhand der Geschichte von Tim und Leila erklärt. Nicht tieftraurig, sondern gefühl- und hoffnungsvoll, dabei aber stets realistisch, und die Dinge beim Namen nennend, denn Kinder brauchen ehrliche Antworten auf offene Fragen.

Gehört das so ??! - Die Geschichte von Elvis
von Peter Schössow

Auf einmal ist sie da, die Kleine mit der viel zu großen Lacklederhandtasche, stiefelt durch den Park und meckert die Leute an. Ist die noch ganz bei Trost? Das kann man dich nicht machen, einfach so! Und wenn die Kleine einen Grund für ihre schlechte Laune hätte? Und der Grund hieße Elvis? Das wäre natürlich ganz was anderes.

 

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis

Adieu, Herr Muffin
von Ulf Nilsson und Anna-Clara Tidholm

Früher war Herr Muffin ein junges starkes Meerschwein. Er konnte eine ganze Gurke auf dem Rücken tragen. Nun aber ist er alt und grau und müde. An einem Mittwochmorgen kann Herr Muffin nicht mehr aufstehen. Es tut so weh im Bauch und in den Beinen …

 

„Kann man einfühlsamer und tröstender mit Kindern über den Tod ins Gespräch kommen?“ Katholische Nachrichtenagentur
 

Bestes Bilderbuch des Jahres in Schweden

Die besten Beerdigungen der Welt
von Ulf Nilsson und Eva Eriksson

Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet, gründen Ester, Putte und „ich“ an einem langweiligen Tag ein Beerdigungsinstitut. Sie wollen die besten Beerdigungen der Welt ausrichten!

 

„Ein entspannteres Verhältnis zur Vergänglichkeit als diese Kinder es haben, kann man sich kaum vorstellen“ Berliner Zeitung

 

„Reißt den Betrachter zu Lachsalven hin. Genauso müssen Bilderbücher sein.“ buchjournal

Und was kommt dann? - Das Kinderbuch vom Tod
von Pernilla Stalfelt

Sterben müssen Mensch und Tier
und können tun sie nichts dafür.
Es stirbt der Regenwurm am Haken,
die Fliege stirbt, es sterben Schnaken.
Die Blume welkt und wird zu Erde.
Das Gras wird Heu und schmeckt der Herde.
Der Mensch wird alt und mag nicht mehr.
Da stört das Sterben ihn nicht sehr.
Auf Sommer folgt der weiße Schnee,
auf Leben Tod, das ist okay.
Danach ist alles nicht mehr schwer,
und die Toten werden mehr.

Leb wohl, lieber Dachs
von Susan Varley

Der Dachs war immer zur Stelle gewesen, wenn eines der Tiere ihn brauchte. Den Frosch hatte Schlittschuh laufen gelehrt, den Fuchs krawattenknoten schlingen, und Frau Kaninchen hatte von ihm sein Spezialrezept für Lebkuchen bekommen. Die Tiere reden oft von der Zeit als Dachs noch lebte. Und mit dem letzten Schnee schmilzt auch ihre Traurigkeit dahin. Es bleibt die Erinnerung an Dachs, die sie wie einen Schatz hüten.

Für immer
von Kai Lüftner und Katja Gehrmann

Es wird nie wieder so sein, wie es mal war, hat Mama gesagt. Aber es wird weitergehen. Auch wenn es schwer wird. Papa ist immer bei mir.

Ein poetisches Bilderbuch über den Tod und darüber, wie sprachlos die ganze Welt dem kleinen Egon nun begegnet.

Nie mehr Wolkengucken mit Opa?
von Martina Baumbach und Verena Körting

Lilli liebt ihren Opa über alles. Mit ihm kann sie stundenlang auf der Schaukel sitzen und Wolken gucken – niemand entdeckt darin so schöne Figuren wie er. Doch jetzt ist Opa tot und niemand kann Lilli sagen, wohin er gegangen ist. Lilli ist wütend, schließlich hatten Opa und sie noch so viel zusammen vor.

Erst allmählich versteht Lilli, dass Opa nie mehr zurückkommen wird. Traurig nimmt sie auf der Beerdigung Abschied. Eins weiß sie jedoch ganz sicher: Sie wird Opa niemals vergessen, auch wenn er beim Wolkengucken nicht mehr neben ihr sitzt.

Ein Bilderbuch, das Kindern in einer Trauersituation einfühlsame Hilfe bietet.

Und was kommt nach tausend?
von Anette Bley

Für Lisa ist Otte der Größte. Er weiß auf alle ihre Fragen eine Antwort und ist für jeden Spaß zu haben. Aber eines Tages kommt Otto nicht mehr zu Lisa in den Garten. Er wird sterben. Lisa spricht ein letztes Mal mit ihm über das Leben und darüber, was danach passiert. Nach Ottos Tod ist Lisa sehr traurig und fühlt sich von ihm alleingelassen. Doch dann begreift sie, dass er immer noch da ist - in ihrem Herzen.

Hat Opa einen Anzug an?
von Amelie Fried und Jacky Gleich

Bruno mag seinen Opa. Doch jetzt ist Opa fort. Sein Bruder Xaver sagt, er sei auf dem Friedhof. Papa sagt, im Himmel. Beides geht ja wohl nicht. Nein, die Erwachsenen können ihm seine Fragen nicht beantworten. Wer jetzt mit ihm angeln geht oder warum der Opa ihn einfach alleine lässt? Was Bruno erst wütend macht, verwandelt sich langsam in Trauer und dann ganz allmählich in eine schöne Erinnerung, die immer weniger schmerzt

Jugendliteratur

Bevor ich sterbe
von Jenny Downham

Cover des Buches: Bevor ich sterbe

Ihr bleibt keine Zeit, aber die Liebe.

Die Ärzte machen der 16-jährigen Tessa wenig Hoffnung. Ihr Kampf gegen die Leukämie scheint nach vier Jahren verloren. Doch Tessa will nicht einfach verschwinden, sie will leben – wenigstens in der Zeit, die ihr noch bleibt. Sie schreibt eine Liste, was sie noch tun will, bevor sie stirbt: einen Tag nur ja sagen, Drogen nehmen, einen Tag lang berühmt sein, etwas Verbotenes tun, einmal Sex haben. Als Adam auftaucht, ist Sex plötzlich mehr als ein Punkt auf ihrer Liste. Doch darf man lieben, wenn man stirbt? 

Tessa erzählt die Geschichte ihres Todes – mit unglaublicher Courage, Ehrlichkeit und voller Hoffnung. Ihr glauben wir, dass Liebe selbst das Sterben verändert.

Als wir unendlich wurden
von Carrie Firestone

Cover des Buches: Als wir unendlich wurden

Maddies To-Do Liste vor dem College ist endlos. Erst als sie erfährt, dass ihre geliebte Grandma Astrid sterben wird, kommt alles zum Stillstand. Aber Astrid wäre nicht Astrid, wenn sie nicht mit einem großen Knall aus dem Leben gehen wollte, und sie lädt prompt die gesamte Patchworkfamilie zu einer Kreuzfahrt-Weltreise ein. Doch die „Wishwell“ ist kein normales Schiff … und ihre Passagiere keine Pauschaltouristen. Und Maddie bleibt genau ein Sommer, um zu lernen, wie man einem geliebten Menschen für immer Lebwohl sagt.

Interaktive Bücher

Obgleich die Bücher eher für Kinder entwickelt worden sind, bietet sich auch für Jugendliche die Form des "interaktiven Buches" an. Ein Arbeiten mit dem Buch, anstelle "einfachen Lesens" ermöglicht ein tiefergehendes Eingehen auf die Themen.

Weil du mir so fehlst
von Ayse Bosse und Andreas Klammt

weil du mir so fehlst cover

Jedes Kind darf traurig sein. Kinder sind traurig, wenn ihnen etwas verloren geht, wenn etwas zu Ende geht, wenn ein lieber Freund oder Verwandter plötzlich nicht mehr da ist. Aber manchmal sind Trauer und Verlust zu groß, um gut bewältigt zu werden. Mit diesem Buch lernen Kinder, besser mit Traurigkeit umzugehen. Und Erwachsene lernen, besser mit der Traurigkeit der Kinder umzugehen. Und schließlich wird auch gemeinsam wieder gelacht.

Ein vollkommen neues Buchkonzept - von einer ausgebildeten Trauerbegleiterin entwickelt.

Einfach so weg: Dein Buch zum Abschiednehmen, Loslassen und Festhalten
von Ayse Bosse und Andreas Klammt

einfach so weg cover

Jeder darf traurig sein. Viele erleben einen Verlust und werden konfrontiert mit intensivsten Gefühlen von Leere, Angst, Vermissen, Einsamkeit und Wut. Viele haben niemanden, um dies zu teilen.

Dieses Buch wurde extra mit Jugendlichen für Jugendliche konzipiert.

Mit Kurzgeschichten, Liedtexten, Gedichten, Comics, Kreativ-Seiten und viel Platz für eigene Gedanken.

Du bleibst für immer in unseren Herzen: Das Trauer- und Erinnerungsbuch für Kinder und Familien
von Joachim Groh

Du bleibst für immer in unseren Herzen Cover

Wenn Kinder mit dem Tod eines nahestehenden Menschen konfrontiert werden, fällt es schwer, angemessene Worte zu finden um das Geschehene fassbar zu machen. Kinder trauern auf ihre ganz eigene Weise und dürfen mit ihren Fragen und Ängsten nicht alleine gelassen werden. Auch sie sollen sich von dem Verstorbenen verabschieden und ihre Trauer zeigen dürfen. Dieses Eintragbuch unterstützt bei der aktiven Trauerbewältigung von Familien. Es bietet viel Platz zum gemeinsamen Aufschreiben wertvoller Momente, die man mit dem Verstorbenen erlebt hat. Schreibanregungen mit Du-Ansprache („Das würde ich dir gerne noch sagen…“) lassen beim Eintragen eine Art Zwiegespräch zwischen dem Kind und dem Verstorbenen entstehen. Zudem bringen sensibel formulierte, erklärende Texte und kindgerechte Illustrationen dem Kind das Thema Sterben altersgerecht näher.